Renovierung des Lycées Camille Du Gast: ein Vorzeigeprojekt mit BSP-Platten aus Eiche
In wenigen Wochen sollen die Arbeiten am Berufsgymnasium Camille Du Gast in Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire) beendet sein. Die Realisierung des Projekts mit seiner besonderen Bauweise – mit BSP-Platten aus Eiche – hat rund drei Jahre gedauert. Mutige öffentliche Entscheidungsträger, ein kreativer Architekt und engagierte Partner der regionalen Holzbranche haben es möglich gemacht, Eiche zweiter Qualität neuen Wert zukommen zu lassen. Die ersten Reaktionen zeigen, dass der Plan aufgegangen ist!
„Der Werkstattbereich war kalt, die Lehrer haben sich gesträubt, darin Unterricht zu geben. Jetzt sind die Räume drei Wochen im Voraus reserviert und erfreuen sich größter Beliebtheit. Die Schüler können sich in den neuen Räumen besser entspannen und fühlen sich offensichtlich sehr wohl.“ Thibault Chastagnier, Leiter der Abteilung für Produktentwicklung bei Ducerf, zeigt sich mit dem Feedback von Thierry Berthoux, stellvertretender Direktor des Berufsgymnasiums Camille Du Gast in Chalon-sur-Saône, sehr zufrieden. Die Arbeiten sollen zwar erst im Sommer beendet sein, aber die Schule hat bereits jetzt ein völlig neues Gesicht erhalten. Der Innenbereich – die Werkräume für die Bereiche KFZ, Transport und Logistik sowie die Klassenräume – ist nun mit einer eleganten Wandverkleidung aus massiver Eiche versehen.
„Box-in-Box-System“
Der Architekt Olivier Le Gallée hat diese besondere Bauweise entwickelt. „Auf die Ausschreibung des Conseil Régional habe ich vor zwei oder drei Jahren geantwortet. Das Projekt beinhaltete vor allem die Randbedingung, dass die Durchführung bei laufendem Betrieb erfolgen sollte und der Unterricht nicht beeinträchtigt werden durfte. Also haben wir uns für ein System mit im Werk vorgefertigten Holzwänden entschieden, die während der Schulferien eingebaut werden konnten und keine zusätzlichen Arbeitsschritte wie das Anbringen von Gipsplatten oder Streichen erforderten. Die Idee war ein Box-in-Box-System. Die Wände und Decken der Klassen- und Büroräume sowie der Sanitäranlagen waren dank des Know-hows der Holzbauer SARL Gressard und Covre Charpente zügig eingebaut. Außerdem konnte der finanzielle Rahmen durch die Vorfertigung eingehalten werden.“ Insgesamt wurden 1.600 m² BSP-Platten aus Eiche verbaut.
Ein ideales Versuchsfeld
Die verwenden Platten sind so innovativ, weil sie nach dem Prinzip der Kreuzlage (BSP) aufgebaut sind. Drei kreuzweise angeordneten Lagen aus Eichenholz zweiter Qualität werden miteinander verleimt und ergeben insgesamt eine Dicke von etwa 60 mm. Für eine gute Dämmung sind die Platten auf der Innenseite teilweise mit 50 mm Holzfaser versehen. Das massive Eichenholz sorgt für eine warme Optik, die Oberfläche ist nur mit einem leichten Schutzlack behandelt. „Nachdem wir die Technik in kleinerem Rahmen getestet hatten, war dieses großdimensionierte Projekt das ideale Versuchsfeld, da wir es weder mit tragenden Wänden noch mit Witterungseinflüssen zu tun hatten“, fügte der Architekt hinzu. Diese Einschätzung teilt auch Thibault Chastagnier: „Als Olivier mir von dem Projekt erzählt hat, fand ich das Vorhaben sehr mutig, da wir zu dem Zeitpunkt erst eine Fläche von insgesamt 100 m² mit den neuen Platten verarbeitet hatten, aber es war natürlich eine spannende Herausforderung. In Zusammenarbeit mit Arbonis wurde eine umfangreiche Prüfung mit einem genauen Verlegeplan durchgeführt. Neben der Verleimung der 3-Schichtplatten war Arbonis außerdem mit der Ausfertigung der Pläne, dem Nachweis über die Einhaltung der Vorschriften und der Gesamtleitung der Baustelle betraut. In das Projekt wurde von allen Beteiligten sehr viel investiert.“
Bois Croisés de Bourgogne hat den Erfolg des Projekts möglich gemacht
Die Technik der BSP-Platte, die Eichenholz zweiter Qualität neuen Wert zukommen lässt, ist das Ergebnis des Engagements von Bois Croisés de Bourgogne. Die 2012 gegründete Initiative besteht aus gut einem Dutzend KMUs der Holzbranche aus der Region und wird von der Branchenorganisation Fibois BFC koordiniert. „Die Stärke des Verbands liegt darin, dass die ganze Bandbreite der Branche vertreten ist“, so Thibault Chastagnier. „Betriebe der Erstverarbeitung zählen ebenso dazu wie Betriebe der Zweitverarbeitung. Außerdem haben wir von Anfang an berücksichtigt, dass der Erfolg unserer Produktlösung von Empfehlungen abhängig sein würde. Wir haben also Architekten, verarbeitende Unternehmen und Zimmereibetriebe in unsere Arbeit einbezogen. Ein Zeitraum von drei Jahren war nötig, um die Eigenschaften des Materials festzulegen und den Herstellungsprozess, nicht zuletzt dank des Labors für Werkstoff- und Verfahrenstechnik der Hochschule für Ingenieurwesen ENSAM in Cluny, auszuarbeiten.“ Für das Projekt Camille Du Gast hat Bois Croisés de Bourgogne die nötigen Mittel beschafft, um seine Pläne zu verwirklichen: Über die ENSAM wurde eine Vakuumpresse bei Arbonis in Verosvres eingerichtet. So erfolgte die gesamte Fertigung bei Les Bois Profilés des Ducerf-Konzerns in Charolles (Keilzinkenverbindung in Längsrichtung in einfache Plattenverleimung) und bei Arbonis in Verosvres (Verleimung 3-Schichtplatte).
Die wichtigsten Vorteile von BSP-Platten aus Eiche: das Image der Holzart, die Oberflächenoptik und die schnelle Verarbeitung
BCB* glaubt an das Potenzial der BSP-Platte aus Laubholz. „Massive Eiche hat das Image eines herausragenden Materials, das die Leute begeistert“, bekräftigt der Leiter der Abteilung für Produktentwicklung bei Ducerf. „Man kann sich also vorstellen, dass das Produkt auch gut zusammen mit anderen, konventionelleren Materialien eingesetzt werden kann. Unsere Untersuchungen konnten aber auch zeigen, dass ein Haus mit einer Fläche von 100 m² aus BSP-Platten in Eiche auf das gesamte Gebäude bezogen nur unwesentlich teurer ist und dabei sehr interessante Vorteile im Bereich der Optik, der Akustik und der Wärmeträgheit bietet.“ Olivier Le Gallée ergänzt: „Der größte Vorteil ist, dass das Gesamtbild optisch sehr viel ansprechender ist. Hier entsteht ein echter Mehrwert. Die Technik selbst macht es möglich, dass Wand und Oberfläche aus ein und demselben Element bestehen. Bei dem Projekt Camille Du Gast konnten wir so die Räume schnell fertigstellen und sie dem Lycée nach und nach übergeben. Die neuen Räume konnten bereits genutzt werden, während wir bei den nächsten weitergemacht haben. Alle waren begeistert, wir haben von den Nutzern ein direktes Feedback erhalten, noch vor Projektabschluss!“ Loïs Rondière von Gressard Charpente, der das Tragwerk montiert hat, bestätigt: „Es handelt sich um eine sehr interessante Bauweise, besonders unter Bedingungen wie hier. Auf der Baustelle gab es weniger Lärm. Die Montage ging zügig voran, der größte Teil der Arbeiten konnte im Juli und August 2017 erledigt werden und der Rest wird zum nächsten Schuljahr fertig sein. Ich jedenfalls glaube, dass die Technik Zukunft hat. Man wird vielleicht keine ganzen Häuser aus Eiche bauen, aber ich denke, dass es für Büroräume zahlreiche Möglichkeiten gibt, vor allem, da ein gutes Netzwerk an Partnern besteht. Nun müssen wir dafür sorgen, dass unser Produkt die nötige Aufmerksamkeit erhält!”
*Bois Croisés de Bourgogne
Das Ziel: die industrielle Fertigung in Hinblick auf eine Bauzulassung gestalten
Wie geht es weiter? Als nächstes wird eine Bauzulassung anvisiert, damit die Eiche-Platten für die vielfältigen Einsatzbereiche öffentlicher und privater Aufträge genutzt werden können. Bei dem Projekt Camille Du Gast konnten bereits einige Feldversuche erfolgreich abgeschlossen werden, so dass die Bauweise positiv bewertet werden konnte. Das Hauptaugenmerk wird nun auf der industriellen Fertigung liegen. „Bei Les Bois Profilés, ein Tochterunternehmen des Ducerf-Konzerns, können wir drei Viertel der Produktion mit unseren eigenen Mitteln bewerkstelligen. Die Idee wäre nun, ein unabhängiges Unternehmen zu gründen, das den letzten Arbeitsschritt bei der Fertigung der Massivholzwände ausführt: die Verleimung der einzelnen Schichten“, plant Thibault Chastagnier. Die Dynamik des großartigen Projekts könnte so erhalten bleiben.
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Die Mitglieder des Verbands Bois Croisés de Bourgogne:
Bongard Bazot & Fils (BBF), Sägewerk Petitrenaud, Sirop Bois, Sägewerk Gaitey, Sägereiverband Scieries réunies du Chalonnais (SRC), Les Bois Profilés (Ducerf-Konzern), Parquets Protat, Sarl Gressard Pascal, Arbonis, Sarl Covre Charpente, Architekturbüro Olivier Le Gallée, AMD Architekten & Ingenieure, Didier Grillot Architekt, Compagnie Dupaquier, ENSAM Cluny, mit Unterstützung und Begleitung des Conseil Régional Burgund-Franche Comté und der Branchenorganisation FIBOIS BFC.