Edouard Ducerf: „Die Corona-Krise stellt weder unsere Vision noch unsere Ziele in Frage, wir sind für unsere Kunden da!“
„Dieses Jahr wird zweifellos ein besonderes Jahr werden, aber die Devise lautet: Positiv bleiben!“ Wie die gesamte französische Wirtschaft muss Ducerf die Folgen des Coronavirus bewältigen. Edouard Ducerf, Geschäftsführer, und Jean-Marie Ducerf, Produktionsleiter des Konzerns, sprechen über die vergangenen Wochen, erläutern ihre Strategie und blicken in die Zukunft … Ihre Message ist klar: Die Holzbranche kann in der Zeit danach einiges herausholen!
Wie hat der Ducerf-Konzern die Corona-Krise erlebt?
Edouard Ducerf: Insgesamt, und wenn man berücksichtigt, dass wir eine Krise dieser Art zuvor noch nie erlebt haben, würde ich sagen, dass wir die Zeit eher gut überstanden haben. Wie jedes andere Unternehmen mussten wir reagieren, Maßnahmen treffen, manchmal von einem Tag auf den anderen, und uns an die Situation anpassen. Unsere Büromitarbeiter haben ihre Arbeit in der ganzen Zeit nicht unterbrochen und auch den Versand unserer Produkte haben wir nicht ausgesetzt, damit wir unseren Kunden den gewohnten Service bieten konnten. Die Verlegung bestimmter Arbeitsplätze ins Homeoffice hat uns hingegen vor eine große Herausforderung gestellt, besonders bei Abteilungen wie der Buchhaltung, bei denen das eine Premiere war ... Die Produktion wurde zwei Wochen lang ausgesetzt und wir haben rasch Maßnahmen überlegt, die uns ermöglicht haben, die laufenden Aufträge zu bearbeiten. An den einzelnen Standorten haben wir im Anschluss unsere Fertigung in Unterbesetzung als „Notproduktion“ wieder anlaufen lassen, mit Rücksicht auf die Mitarbeiter, die einer Risikogruppe angehören, ihre Kinder betreuen mussten oder es vorzogen, zu Hause zu bleiben.
Jean-Marie Ducerf: Ja, in Absprache mit den Arbeitnehmervertretungen der einzelnen Unternehmen des Konzerns haben wir an unseren Standorten die Vorschriften der Regierung (Mund-Nasen-Schutz, Desinfektionsmittel, Abstandsregeln an den Produktionsplätzen, Kennzeichnung der Wege usw.) umgesetzt. Für jedes Werk wurde außerdem ein Corona-Beauftragter ernannt. Unsere Mitarbeiter waren froh, dass sie ihre Arbeit mit den getroffenen Vorsichtsmaßnahmen wieder aufnehmen konnten. Sie haben sich ausnahmslos an die Vorschriften gehalten. Nach Wiederanlauf der Produktion Anfang April waren unsere Standorte der Erst- und Zweitverarbeitung mit 70 % des Personals besetzt. Da die Schulen den Regelbetrieb noch nicht wieder vollständig aufgenommen haben, liegen wir aktuell bei 95 %.
YouTube-Videos, um den Kontakt zu halten, Masken und Desinfektionsmittel aus der Region
Wie haben Sie in dieser Situation den Kontakt mit Ihren Mitarbeitern gehalten?
Edouard Ducerf: Informationen weiterzuleiten ist ein wichtiger Faktor in Situationen, die für die Menschen beunruhigend sind, und in denen jeder mehr oder weniger auf sich gestellt ist. Neben Videokonferenzen, die wir wie viele andere Unternehmen eingesetzt haben, habe ich alle zwei Wochen kurze Videos auf YouTube gestellt, um unsere Mitarbeiter auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Eine Initiative, die sich großer Beliebtheit erfreut hat. Eine weitere Initiative, durch die wir Kontakt halten konnten – dieses Mal mit der lokalen Wirtschaft –, bestand darin, dass wir uns bei der Beschaffung unserer Masken und unseres Desinfektionsmittels für kurze Wege entschieden haben. Bei den Masken, für die wir zunächst eine Lösung von weither gesucht hatten, sind wir schließlich nur 5 km von Charolles entfernt bei einer Schneiderin fündig geworden, die knapp 500 Stück für uns gefertigt hat. Das Desinfektionsmittel hat uns ein Unternehmen in Bourbon-Lancy geliefert, das normalerweise Parfüm herstellt. Wir konnten kurzfristig 30 oder 40 Liter erhalten.Mit diesen Lösungen konnten wir das Know-how der Region unterstützen und die klassischen Beschaffungswege anderen überlassen. Und darüber sind wir froh!
„Unsere Diversifikationsstrategie für die Märkte in Frankreich und im Export zahlt sich jetzt aus.“
Nun, da die Ausgangsbeschränkungen schrittweise aufgehoben werden und die Wirtschaft wieder anzieht, wie ist die aktuelle Geschäftslage?
Edouard Ducerf: Das Jahr wird wahrscheinlich etwas schwieriger werden. Im nationalen Vertrieb war es im März und April sehr ruhig. Seit einigen Wochen gehen wieder mehr Aufträge ein, da unsere Handels- und Industriekunden ihren Betrieb wieder aufnehmen. Das Auftragsniveau entspricht aber trotzdem noch nicht einem durchschnittlichen Juni. Einige Baustellen ruhen noch, der Vertrieb in den Unternehmen ist teilweise noch im Homeoffice organisiert und die Branchen, die am stärksten vom Endkunden abhängig sind, wie Parkettleger oder Innenausbauer, die für das Gaststättengewerbe tätig sind oder Renovierungsarbeiten durchführen, werden die Auswirkungen der Corona-Krise noch lange spüren. Was uns angeht, lautet die Devise: Positiv bleiben. Wir sind für unsere Kunden per Telefon da, zeigen uns in den sozialen Netzwerken aktiv und werden wie geplant an der Messe Architect@Work in Paris (24.–25. September) und am Carrefour International du Bois, der auf Anfang Februar 2021 verschoben ist, teilnehmen.
Und wie läuft es im Export?
Edouard Ducerf: Unsere Diversifikationsstrategie im Bereich der Exportmärkte zahlt sich für uns in dieser Situation aus. In dieser Hinsicht können wir uns glücklich schätzen. Während wir im vergangenen Jahr das größte Wachstum in Frankreich verzeichnen konnten, trifft dies in den letzten Monaten auf den Export außerhalb Europas zu: Durch Länder wie China, Indien, Vietnam oder Malaysia konnten wir unsere Geschäftstätigkeit auf einem angemessenen Niveau halten. In jedem Fall sollen unsere Kunden wissen, dass die derzeitige Krise weder unsere Vision noch unsere Ziele in Frage stellt und dass wir für sie da sind!
„Dass dem Material Holz ein gewisser Zauber innewohnt, ist für die Branche ein großes Glück!“
Es wird viel über die Welt nach Corona gesprochen, was denken Sie darüber?
Edouard Ducerf: Auch wenn wir Franzosen Körperkontakt sehr mögen, werden wir uns vielleicht nicht mehr die Hände schütteln ... Doch nun Scherz beiseite, ich bin überzeugt, dass es vor allem in der Arbeitsorganisation ein Davor und ein Danach werden gibt. Die aktuelle Situation hat das digitale Arbeiten bei allen Mitarbeitern vorangetrieben, auch bei denen, die sich am hartnäckigsten dagegen gewehrt haben. Im Austausch untereinander, besonders bei Sitzungen, waren wir gezwungen, neue Gewohnheiten zu entwickeln, und unsere Außendienstmitarbeiter mussten aufgrund der räumlichen Distanz neue Verkaufswege gehen. Nun müssen wir dem Ganzen einen festen Rahmen geben. Allgemeiner gesprochen wird die Corona-Krise sicherlich auch die Strategie, die Vision und die Investitionen des Konzerns in den nächsten Jahren beeinflussen. Man spürt, dass es ein neues allgemeines Bewusstsein für die Notwendigkeit der regionalen Produktion gibt, und dass wir bei der Verarbeitung unserer Produkte in dieser Hinsicht noch weiter gehen müssen ...
Geht die Holzbranche geschwächt oder gestärkt aus der Krise hervor?
Edouard Ducerf: Ich schätze, dass die Holzwirtschaft, wie viele andere Branchen, in ihrer Gesamtheit unter der Krise stark gelitten hat, und dass die Krise noch nicht vorüber ist. Viele Unternehmen werden es schwer haben, sich wieder zu erholen, sei es aufgrund ihrer Struktur oder ihrer Abhängigkeit von den geschwächten Märkten. Aber wichtig ist für uns, dass die Organisationen der Holzbranche den Schulterschluss gesucht haben, und wir können uns glücklich schätzen, dass Holz immer noch einen gewissen Zauber entfacht und die Menschen sich mit diesem Material tief verbunden fühlen. Holz wird immer seinen festen Platz haben und in den kommenden Wochen und Monaten werden die Geschäfte wieder Fahrt aufnehmen.
Für die neue Generation an der Konzernspitze, zu der Sie, Edouard und Jean-Marie, zusammen mit Catherine gehören, ist die aktuelle Situation eine große Bewährungsprobe!
Jean-Marie Ducerf: Ja, so hatten wir das nicht geplant! Derartige Umstände hat vor uns in der Tat noch keine andere Generation erlebt. Wir mussten die Situation nach unserer Sicht auf die Dinge managen und unser Gespür unter Beweis stellen, dabei sind wir bestens unterstützt worden. Die kommenden Monate werden sicherlich noch einige Herausforderungen für uns bereithalten, aber wenn wir zusammenhalten und solidarisch bleiben, wird der Konzern gestärkt aus der Krise hervorgehen ...
Edouard Ducerf: Dem stimme ich vollkommen zu. Die Corona-Krise ist für uns auch eine Chance, anders zusammen zu arbeiten und kann für unser 135 Jahre altes Unternehmen den notwendigen Wandel in Richtung Zukunft bringen. Auf jeden Fall sind wir froh, dass sich bei uns niemand mit dem Virus angesteckt hat. Im Gegenteil: Wir können uns über drei Geburten freuen! Jean-Marie hat in der Corona-Zeit ein Mädchen bekommen, unser Doktorand Benoît einen Jungen und Cédric, ein Mitarbeiter bei Les Bois Profilés, ebenfalls ein Mädchen.