Edouard Ducerf: „Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen, die den Preisanstieg zugunsten unserer Kunden abfedern, haben höchste Priorität!“
Wie jedes Jahr im Herbst sind die französischen Sägewerke auf Hochtouren damit beschäftigt, ihre Lagerbestände aufzufüllen. Im Laubholz-Sektor sind dabei steigende Kurse und Versorgungsengpässe bei Rundholz, aber auch wachsende Absatzmärkte in Frankreich und international viel diskutierte Themen. Edouard Ducerf, stellvertretender Generaldirektor des Ducerf-Konzerns, gibt einen Überblick über die Situation.
Wir befinden uns gerade an einem entscheiden Zeitpunkt im Jahr: dem Holzeinkauf. Wie gehen Sie bei der Auffüllung der Lagerbestände vor?
Edouard Ducerf: Richtig, im Herbst wird traditionell der größte Teil unserer Lagerbestände aufgefüllt. Ducerf kauft zu dieser Jahreszeit innerhalb weniger Wochen 70% seines jährlichen Holzbedarfs, der sich auf 50.000 m3 beläuft. Diese Saisonalität ist historisch bedingt und zeugt vom gesunden Menschenverstand unserer Vorfahren, denn aufgrund von zwei Naturphänomenen ist der Herbst die beste Jahreszeit für die Holzernte: Erstens ist der Zeitraum zwischen April und September für die Ernte ungeeignet, da dann der Saft im Baum steigt und Lagerschäden im geschlagenen Holz zu befürchten sind, zweitens haben die Bäume ihre Blätter abgeworfen, was das Fällen einfacher macht.
Heute kaufen wir unser Holz ab Stock ein. Ein Drittel stammt aus Wäldern der französischen Forstverwaltung (ONF) und zwei Drittel beziehen wir von Genossenschaften sowie unabhängigen und privaten Forstunternehmen. Aufgrund des Mitnahmeeffekts der aktuell außergewöhnlich hohen Kurse bieten sich den Waldbesitzern übrigens momentan besondere Anreize zu verkaufen.
Wie verhalten sich die Kurse in diesem Jahr?
Edouard Ducerf: Während die Nachfrage nach Laubholz unverändert auf einem hohen Niveau bleibt, steigen die Kurse weiter. Dieses Jahr liegt der Einkaufspreis für einen Kubikmeter Holz ab Stock bei etwa 173 Euro. Gegenüber 2016 bedeutet das eine Preissteigerung von 15%. Mit diesem Phänomen haben wir schon seit einigen Jahren zu tun, so lag der Kubikmeterpreis 2012, also vor fünf Jahren, noch bei 117 Euro. Wobei diese Zahl zugegebenermaßen nicht unbedingt dem Wert eines Baums entsprach, der 150 Jahre gebraucht hat, um zu wachsen.
Ein gemäßigter Anstieg der Verkaufspreise um 7% für 2018
Welche Auswirkungen hat dies auf die Verkaufspreise der Ducerf-Produkte?
Edouard Ducerf: Bei den Produkten der Erstverarbeitung sind wir gezwungen, unsere Preise zu erhöhen und können für 2018 jetzt schon einen Anstieg von 7% ankündigen. Aber, wir versuchen, diesen Anstieg abzufedern und ihn nicht in vollem Umfang an unsere Kunden weiterzugeben. Dies wollen wir über wichtige Investitionen leisten, die uns einen Wettbewerbsvorteil bei den Produktionskosten verschaffen. So überdenken wir gerade unsere Sägeanlagen und wollen diese modernisieren und automatisieren.
Was geben Sie in diesem Zusammenhang den Kunden mit auf den Weg?
Edouard Ducerf: Da unsere Planung langfristig ausgelegt ist, können wir unseren Kunden versichern, dass wir in der Lage sind, Holz zu den besten Bedingungen einzukaufen und den Bedarf auch in den kommenden Jahren zu decken. Unser Sägewerk hat wahrscheinlich den größten Lagerbestand an Eichenschnittholz und beim Holzeinkauf werden wir unsere Stellung in der Region noch verstärken, damit wir immer über ausreichend Rohware verfügen.
Hängen Engpässe beim Einkauf immer noch mit der hohen Nachfrage aus dem Ausland, vor allem aus China, zusammen?
Edouard Ducerf: Ja, es besteht immer noch das Problem, dass große Holzmengen aus unseren Wäldern direkt nach China abgeführt werden. Auf nationaler Ebene wurden verschiedene Maßnahmen getroffen, um das Phänomen einzudämmen, die aber bis heute keine große Wirkung gezeigt haben.
Außerdem ist Eichenholz momentan recht gewinnträchtig, weswegen auch die Lager aller anderen Sägewerke leer sind und nun wieder aufgefüllt werden müssen. Der Druck auf den Holzeinkauf ist also im Moment groß. Hier sieht man genau den Effekt von Angebot und Nachfrage.
Und schließlich verzeichnet der Markt für Eichenfässer einen Aufschwung, wodurch sich ebenfalls eine höhere Nachfrage nach Eichenholz ergibt.
Während die Erntemengen von französischer Eiche im Verlauf der letzten Jahre stabil geblieben sind, steigt die Nachfrage der Märkte. Immer mehr wollen ein Stück vom Kuchen abhaben.
60% des Umsatzes fallen auf den Export
Wie ist es bei Ducerf um den Export bestellt?
Edouard Ducerf: Heute erzielen wir 60% unseres Umsatzes im Export, zum größten Teil auf dem asiatischen Markt. Diese Tendenz könnte sich in den nächsten Jahren noch mit dem Einstieg von Entwicklungsländern wie Indien verstärken. Der restliche Teil fällt auf europäische Länder wie Deutschland, die Schweiz, Belgien, Spanien oder England.
Wie wird sich der Laubholzmarkt Ihrer Meinung nach entwickeln?
Edouard Ducerf: Für Hartholz, also auch Eichenholz, steht fest, dass die Nachfrage weiterhin steigen wird. Die weltweiten Ressourcen sind begrenzt und die amerikanische Eiche ist im Grunde der einzige Konkurrent der französischen Eiche. Mit dem Anstieg der Weltbevölkerung wird auch der Bedarf an Eichenholz steigen.
Wir stehen der Herausforderung gegenüber, mögliche Einsatzbereiche und Modeerscheinungen zu antizipieren. So ging beispielsweise vor etwa 30 Jahren ein Großteil unseres Eichenholzes an die Möbelherstellung und zierte die französischen Wohnungen: Wäscheschränke, Geschirrschränke, Anrichten, wuchtige Kleiderschränke ... diese massiven, traditionellen Objekte sind mittlerweile passé. Heute spielt der Design-Faktor von Eiche eine große Rolle. Das Holz wird vermehrt für die Gestaltung von Außenbereichen eingesetzt sowie für Schreinerarbeiten jeder Art. Aber auch Küferwaren bieten große Absatzmärkte und Eichenparkett erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Außerdem bietet thermisch behandeltes Holz (THT) neue Verwendungsmöglichkeiten und entwickelt sich derzeit zu einem echten Trend.
Eine weitere Herausforderung für die Branche sind die Holzqualität und die Nachhaltigkeit. Um beides zu gewährleisten, müssen alle, die mit der Ressource Holz arbeiten, ihren Beitrag leisten, indem sie die Nachverfolgbarkeit auf allen Ebenen und eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder unterstützen.